#AiOrNotAi: KI nutzen, Mythen klären
Die deutsche Gesellschaft zeigt laut einer Statistik von dem Institut für Demoskopie Allensbach eine erhebliche Skepsis gegenüber Künstlicher Intelligenz (FAZ vom 27.07.2023).
Obwohl es verständlich ist, dass Innovationen oft Misstrauen hervorrufen, ist die weitverbreitete Wahrnehmung von KI als Feind überraschend. Viele Menschen verstehen nicht wirklich, worum es bei KI geht, sondern betrachten sie als Konkurrenz für Arbeitsplätze und eine Bedrohung für die Menschlichkeit.
Trotz der Ängste vor Neuem sollten wir KI nutzen, um unsere Gesellschaft weiterzuentwickeln. Es ist wichtig, die Mythen über KI auszuräumen. Da stellen sich viele Fragen, einige davon, wie z.B.:
- Warum ist KI keine Bedrohung, sondern z.B. Schlaganfallpatienten helfen kann?
- Warum sind Menschen und KI keine Konkurrenten?
- Warum muss die Gesellschaft keine Angst vor KI-erzeugten Deepfakes haben?
auf diese gehen wir jetzt ausführlicher ein.
Keine Bedrohung, sondern eine Hoffnung für die Schlaganfallpatienten
Im Jahr 2003 erlitt ein junger Mann namens Pancho nach einem Autounfall einen schweren Schlaganfall, der zu Lähmungen und dem Verlust der Fähigkeit zu sprechen führte. Nach 18 Jahren intensiver Forschung und Entwicklung haben Wissenschaftler nun eine bahnbrechende Entwicklung erreicht: Sie implantierten eine Anordnung von 128 Elektroden in den für die Sprachverarbeitung zuständigen Bereich seines Gehirns und verbanden sie mit einem Computer. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz konnte Pancho einen Teil seiner Sprachfähigkeit wiedererlangen.
Über einen Zeitraum von 1,5 Jahren und in 50 Sitzungen kommunizierte Pancho über eine Schnittstelle mit künstlicher Intelligenz, indem er einfach an Wörter dachte. Dadurch wurden die entsprechenden Gehirnbereiche aktiviert, die von den Elektroden erfasst wurden. Durch das Training des Deep-Learning-KI-Modells, um seine einzigartigen neuronalen Muster zu interpretieren, konnte Pancho Sätze wie “Sie gehen nach draußen” und “Bringen Sie mir bitte meine Brille” äußern.
Aufgrund der Tatsache, dass das KI-System nicht fehlerfrei war, haben die Forscher ein zweites KI-Modell entwickelt, das Sprachregeln berücksichtigt und zu einer verbesserten Satzdekodierung führt. In Kombination waren diese Modelle in der Lage, 75 Prozent von Panchos Wörtern zu entschlüsseln. Diese beeindruckende Leistung wurde im renommierten Journal “The New England Journal of Medicine” veröffentlicht.
Anfangs war ungewiss, ob Panchos Gehirn nach einer so langen Zeit noch Sprachmechanismen unterstützen könnte. Jedoch waren die Forscher begeistert zu erfahren, dass seine Sprachschaltkreise intakt geblieben waren. Obwohl Panchos Sprechgeschwindigkeit langsamer als der Durchschnitt war, äußerte er seine tiefe Dankbarkeit für diesen lebensverändernden Durchbruch in der Kommunikation und blickte gespannt auf weitere Verbesserungen hinsichtlich der Geschwindigkeit und Genauigkeit des Systems.
In einem Artikel des The New York Times kann man ausführlicher darüber lesen (NY Times vom 14.07.2021).
Kein Wettbewerb, sondern Zusammenarbeit
In der heutigen Geschäftswelt wird Künstliche Intelligenz immer häufiger eingesetzt, um Effizienz und Leistung zu steigern. KI unterstützt Fachleute in verschiedenen Bereichen wie dem Gesundheitswesen und dem Kundendienst, indem sie Prozesse optimiert. Darüber hinaus trägt die Robotik zur Optimierung des Lagerbetriebs bei und führt zu erheblichen Kostenersparnissen. Ein aufregendes neues Gebiet zeigt sich, da generative KI die kreative Arbeit revolutioniert. Mit Tools wie Bildgeneratoren können nun sogar Kinder Inhalte einfach erstellen.
Diese zukünftige Entwicklung, “gesteuert von KI”, strebt danach, die menschlichen Fähigkeiten zu erweitern, anstatt sie zu ersetzen. Kreative Fachleute können nun schneller und produktiver arbeiten und von KI-generierten Ideen und Texten profitieren. Mit geringeren Einstiegshürden werden sich mehr Menschen an kreativen Projekten beteiligen können. Indem sie die Kunst des “Prompt Engineering” beherrschen und mit KI kooperieren, werden Menschen in der Lage sein, relevante und aussagekräftige Inhalte zu erstellen, die nur noch minimal überarbeitet werden müssen.
Trotz des Vormarsches der KI in kreativen Berufen behalten die von Menschen geschaffenen Inhalte ihren unschätzbaren Wert. Die Einzigartigkeit menschlicher Kreativität und das Bewusstsein für soziale und kulturelle Kontexte verleihen den Menschen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Algorithmen. Die Kultur entwickelt sich in einem Tempo weiter, das generative Algorithmen nicht mithalten können, wodurch der Mensch eine Dynamik bewahrt, die von Algorithmen nicht erreicht werden kann. Während die Fähigkeiten der KI allmählich fortschreiten, werden Menschen weiterhin bedeutende kreative Fortschritte erzielen. KI und Menschen werden gemeinsam daran arbeiten, die Grenzen des Möglichen immer weiter zu verschieben.
Keine Angst vor Deepfakes
Durch den kontinuierlichen technologischen Fortschritt wie das Internet, soziale Medien, “Deep-Fakes” und generative KI wird es zunehmend schwieriger, zwischen Realität und manipulierten Inhalten zu unterscheiden. Wichtige globale Ereignisse werden häufig durch gezielte Desinformationskampagnen beeinflusst, wie das Beispiel der gefälschten Kapitulationsankündigung von Präsident Zelenskyi im Jahr 2022 zeigt. Um die Gesellschaft vor Fehlinformationen zu schützen, werden verstärkt Vorschriften erlassen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist China, wo im Januar 2023 Gesetze erlassen wurden, die den Einsatz von Deepfakes und KI-Technologien verbieten, die die wirtschaftliche oder nationale Sicherheit gefährden könnten.
Eine weitere Verteidigungslinie liegt in menschlichen Initiativen zur Faktenüberprüfung. Ausgebildete Experten nutzen wissenschaftliche Methoden, um Fakten zu verifizieren und Vorurteile zu bekämpfen. Angesichts der fortschreitenden Technologie der Fehlinformationen gewinnen solche Experten zunehmend an Bedeutung. Darüber hinaus existieren bereits softwarebasierte Lösungen zur Erkennung von Inhaltsänderungen, die durch KI generiert wurden.
Die Bewältigung der potenziellen Risiken von KI-gestützten Fehlinformationen stellt zweifellos eine Herausforderung dar. Dennoch kann eine umfassende Strategie, die kritisches Denken, Faktenüberprüfung und technologische Lösungen einschließt, dazu beitragen, die Gefahren zu mindern und Deepfakes zu eliminieren. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir gemeinsam für eine verantwortungsvolle Nutzung von Technologie eintreten und die Integrität von Informationen schützen, um eine vertrauenswürdige und aufgeklärte Gesellschaft zu fördern.
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